Die Tibet-Nepal-Hilfe 1982 – 2018

Erlauben Sie mir nach mehr als 35 Jahren ein Fazit zu ziehen.

Engagement mit Freunden und Bekannten über 35 Jahre:

  • Aufbau der Dorji Schule in Bodnath 1982 und jahrelanger Unterstützung der Kinder – später beste Privatschule mit ca. 600 Schülern; 2006 Auflösung nach Korruptionsskandal.
  • Patenschaften für ca. 200 Kinder in der Dorji Schule über 25 Jahre
  • anschliessend Unterstützung der Kinder in verschiedenen Privatschulen und weiterführenden Schulen / Universitäten (College) bis heute.
  • Unterstützung der Lehrerinnen in der Janaki Schule in Bharhadawa, Terai
  • Fraueninitiative zur Schneiderinnen-Ausbildung im Terai
  • Aufbau einer Homöopatischen Klinik

Unsere Schülerinnen und Schüler:

  • Die Kinder kamen aus Berg- und entfernten Regionenen, aus tibetischen und nepalesischen Volksgruppen von West bis Ost. Die Familien waren und sind arm und konnten/können sich die Schulbildung ihrer Kinder nicht leisten.
  • Ungefähr 60% der Kinder haben einen Schulabschluss – Klasse X – SLC, davon ca. die Hälfte mit der Klasse XII und somit Zugang zum Studium.
  • 10% haben ein Studium begonnen und auch abgeschlossen z.B. als Apothekerin, Krankenschwestern, 2 Ingenieure, Hotelfachkräfte, Tourismus, Koch, Medien, Thangkamaler, Buchhaltung, Management, Lehrberuf, eine Studentin schreibt ihre Doktorarbeit mit einem Stipendium der EU in Englischer Literatur. 
  • Viele haben aber auch ihre Ausbildung abgebrochen – aus den verschiedensten Gründen: Feldbarbeit, Umzüge nach Indien und innerhalb Nepals, ins Ausland USA, Kanada, England, Australien, vor allem Kinder aus tibetischen und nepalesischen Familien, die einen Tibetischen Flüchtlingspass hatten oder ihn sich besorgen konnten. Ein weiteres Problem: einige der in Nepal geborenen Kinder besitzen keinen Pass und es ist schwierig, fast unmöglich, diesen auf legalem Weg zu erhalten.
  • Nach Abschluss gab es für die meisten keinen Arbeitsplatz trotz bester Ausbildung und Qualifikation. Die Familien hatten keine Beziehungen zu den Kreisen, die Posten vergeben konnten. So war der Wunsch groß, ins Ausland zu gehen. Einige taten dies – jedoch fast nur in die arabischen Länder, da es anderswo zu schwierig und kostspielig war. Andere Jugendliche arbeiten heute als Händler, Verkäufer, Maler, Bauern, Schneiderinnen etc. Nur einige fanden eine Arbeit in dem Bereich, in dem sie eine Ausbildung gemacht bzw. studiert hatten. Drei meiner Studenten arbeiten für ausländische NGOs in Nepal. Sie wollten ganz bewusst im Land bleiben. Leider wird auch hier nur eine geringe Bezahlung gewährt, so wie übrigens auch die Gehälter in den arabischen Ländern sehr bescheiden sind. Die Kinder sind uns sehr dankbar, dass wir ihnen die Möglichkeit zu einem Schulbesuch gegeben haben. Sie werden ihre Kenntnisse und Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben können.
  • Die nepalesische Regierung tut nichts für die jungen Leute, um sie im Land zu halten und ihnen Jobs in Aussicht zu stellen. Dies hat sich in den letzten 35 Jahren auch nicht geändert.

Aktivitäten / Ereignisse  in den letzten 4 Jahren:

2015    

  • 2 verheerende Erdbeben in Nepal – am 25. April und 12. Mai mit ungefähr 10.000 Toten. Hilfe für die Familien und die betroffenen Dörfer laufen bis heute nur schleppend mit vielen bürokratischen Hürden und der allgegenwärtigen Korruption.
  • Grosses Spendenaufkommen (€217.000) von den Sponsoren der Tibet-Nepal-Hilfe und den Freunden Nepals. 
  • Im Herbst Blockade an allen Grenzen zu Indien – mit enormen Einschränkungen für die tägliche Versorgung der Nepalesen (Nahrungsmittel, Benzin, etc.)
  • Weitere Spenden-Aufrufe, Vorträge, Veranstaltungen (Muffathalle, DAV Ortsverein Hausham u.v.a).
  • Verteilung der Spenden – Hilfe beim Aufbau der zerstörten Häuser und Deckung des täglichen Bedarfs der Familien. 
  • Reisen im  Frühjahr und Herbst

2016

  • Laufender Schriftverkehr und Telefonate mit den Studentinnen und Schülern über die Möglichkeiten nach ihren Abschlüssen Arbeit zu finden: Frustrierend für beide Seiten!
  • Versuche scheiterten an den finanziellen Möglichkeiten der Familien (die Kosten für einen Studienplatz im Ausland liegen bei €10.000) und den strengen Auswahlverfahren bei den Konsulaten der westlichen Länder. Ein Arbeitsvisum für Nepalesen ist in diesen Ländern fast nicht mehr zu bekommen. Ein Ausweg besteht evtl. noch in den arabischen Ländern, der jedoch auch oft an den finanziellen Mitteln der Familien scheitert.
  • Keine Reise nach Nepal

2017

  • Reise im Frühjahr nach Nepal
  • Kleine Feier auf dem Chandragiri Hill zum 35-jährigen Bestehen der Tibet-Nepal-Hilfe.
  • Viele Besuche und Gespräche mit Familien, Schulen, Studenten in Nepalgunj, Terai, Hetauda, vielen Orten um Boudha, Kathmandu, Sikkim etc. Wir haben Möglichkeiten erörtert, wie es weitergehen kann und selten ganz gute Lösungen gefunden. Immer fehlte irgendetwas .. und oft waren es Kontakte oder Geld. 
  • Konsolidierung meiner Nepalhilfe.  

2018

  • Keine Reise nach Nepal – aus gesundheitlichen Gründen. Die Umwelt-Belastungen waren zu hoch: Verkehr in den Großstädten, Hunderte von Baustellen erzeugen ohne Schutz zu viel Staub – Hohe Belastung für Augen, Mund und Nase!     

Fazit:

Das Engagement meiner kleinen Sponsorengruppe war über 35 Jahre großartig, wir überwiesen über €500.000 in diesen Jahren. Das Resultat – für mich - ist ernüchternd. Ich bin mir jedoch sicher, dass es in Zukunft andere, vielleicht auch bessere Wege geben wird, den armen Familien in Nepal zu helfen und die Kinder im Land zu beschäftigen – Aufklärung in den Familien, bei medizinischen Fragen und Verhütung; Handwerksberufe und bäuerliche Arbeit muss weiterentwickelt und gefördert werden. Es gibt bereits Initiativen! Doch die Schulbildung der Kinder war für mich immer das wichtigste.

Die Einnahmen sind über die Jahre von €25. – 30.000 p.a. auf heute ca. €10 – 15.000 geschrumpft. Dies ist vielen Gründen geschuldet, Alter, Krankheit, Engagements in der Nachbarschaft und im eigenen Land, Flüchtlingshilfe.

2015 war ich 6 Monate in Nepal, wollte alles für einen Abschluss klären und organisieren. Doch das Erdbeben, das ich miterlebte, zeigte mir erneut die große Not der Menschen und ich beschloss noch ein paar Jahre, so lange es eben geht, weiterzumachen und danke Ihnen, dass Sie mir dabei helfen.

An diesem Punkt bin ich heute…und es gibt viel zu tun.

Gisela Stäbler
im Oktober 2018