Liebe Sponsorinnen, liebe Sponsoren, liebe Freunde meines Engagements in Nepal

Anfang Dezember bin ich von meiner Reise nach Nepal zurück gekehrt. Ich habe alle Studentinnen und Studenten getroffen und bin sehr beeindruckt, wie  sich alle in den beiden letzten Jahren zum Guten und zu ihrem Vorteil entwickelt haben. Und dies trotz der ewig widrigen Umstände im Lande. Die Dankesbriefe der Einzelnen habe ich Ihnen bereits zugesandt und ich hoffe auch, dass Ihre E-mail- oder auch Post-Kontakte mit Ihrem Patenkind gut sind. Sollte dies nicht der Fall sein, Sie es jedoch wünschen, bitte ich um Bescheid.


Im Namen der 35 Studentinnen und Studenten darf ich Ihnen sehr herzlich für Ihre großzügige Unterstützung danken. Die Spendenbestätigungen haben Sie bereits erhalten oder Sie erhalten sie in den nächsten Tagen per Post. Bitte überprüfen Sie Ihre Beträge. Diese Beträge fließen in meine Abrechnung 2010 ein, die über die Freunde Nepals e.V. dem Finanzamt Landshut zur Überprüfung vorgelegt wird. Ab Mitte des Jahres 2011 können Sie die Abrechnung auch bei mir einsehen.

Über die Fortschritte der einzelnen Studentinnen und Studenten können Sie hier ausführlich nachlesen. Meine Eindrücke und Gespräche mit den Studentinnen und Studenten haben mich darin bestärkt, dass wir hier alle gemeinsam viel Sinnvolles tun, indem wir den Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen. Durch unsere Förderung erhalten sie Zugang zu einem würdevollen Leben in diesem chaotischen Land und es stehen ihnen viele Wege offen. Sie sind (fast) alle ambitioniert und wissen die ihnen gegebenen Chance zu nützen. Sie sind allen Sponsoren sehr sehr dankbar, was sie persönlich immer wieder ausdrücken und schreiben. Ich habe mich sehr gefreut, diese jungen Menschen zu sehen, mit ihnen in ihrem Land unterwegs zu sein und sie an Ihrer Stelle zu begleiten.

Schulzeit / Studium
Wie ich Sie wissen ließ, ist die Schulzeit nach 10 Jahren mit dem „SLC“ nicht mehr beendet. Dieser Abschluss hat leider keinen großen Wert mehr. Wenn Studenten nicht studieren, können sie abgehen und einen Beruf erlernen. Leider gibt es jedoch keine Lehre in unserem Sinne. Die Jugendlichen werden angelernt und bleiben ohne Abschluss. Wenn sie dann noch 2 Jahre weiter zur Schule gehen, erreichen sie die Berechtigung zum Hochschulstudium bzw. Bachelor / Master – Abschluss. Auch die Deutsche Botschaft bemüht sich mit anderen Organisationen um Kontakte; bisher hat sich jedoch nichts Konkretes ergeben. Ich bleibe dran! Welche Wege die einzelnen Patenkinder beschreiten - darüber halte ich Sie individuell auf dem laufenden.
 
Überweisung Ihrer Gelder
Solange die meisten Kinder noch in den Schulen waren, konnte ich die Beträge direkt an die Schulen bar oder ab und zu per Überweisung bezahlen. Dies ist mir jetzt bei 15 verschiedenen Instituten nicht mehr möglich. In den letzten Jahren war dies ein dauerndes Nachfragen und Anmahnen meinerseits, aber auch der Studenten selbst beim College. Dadurch entstand sehr viel Frustration und Mehrarbeit bei mir. Ich konnte nun eine Lösung finden: Der Vermittler für die Freunde Nepals e.V., Herr Hari Bahadur Rajbhandari (Mr. Hari), hat sich bereit erklärt, die Belege einzusammeln.

Die einzelnen Studenten teilen mir die Höhe der Gebühren mit, ich prüfe dies und gebe dann das Einverständnis zur Auszahlung. So habe ich nur einen Partner für die Überweisungen bzw.  Übermittlung der Beträge in bar durch Herrn Hermann Feiler. Herr Feiler ist Vorstandsmitglied bei den Freunden Nepals und verbringt zweimal im Jahr mehrere Monate bei Mr. Hari. Dieser ist seit Jahren eine Vertrauensperson mit vielen persönlichen Kontakten in Deutschland. Mr. Hari kam sehr gut bei den Studentinnen und Studenten an, ein ruhiger, gewissenhafter Mann – ein wenig „Vaterfigur“ für die jungen Leute. Wir veranstalteten am 13.11.2010 eine kleine Party – er lud uns dazu auf seine geräumige Hausterrasse ein! Alle lernten ihn kennen und wir besprachen mit ihm und den Studenten das neue Vorgehen. Seit Dezember läuft dies nun bereits recht erfolgreich. Die Kosten werden wohl durch die zu erwartenden Zinserträge gedeckt sowie durch ein Vermittlungshonorar, das Mr. Hari bereits von den „Freunde Nepals e.V.“ erhält. Die genaue Berechnung kann ich allerdings erst nach einem Jahr anstellen und dann auch sehen, ob es eine Entlastung sein wird.

Das grosse Dashain- und Tihar-Fest wurde, wie jedes Jahr vier Wochen lang gefeiert. Die Menschen fuhren wieder aufs Land zu ihren Verwandten, die sie oft jahrelang aus Angst vor Terror nicht besuchen konnten. Die Lichterketten gaben Kathmandu den Anschein einer großen erleuchteten Metropole und die Blumengebinde an Häusern, Tempeln und in den Straßen wetteiferten in Farben und Kunstfertigkeit. Die Reichen des Landes haben gezeigt, wie viel Geld sie dafür ausgeben können! Jitendra und Vinay haben mich zur Laxmi Puja in ihr Haus eingeladen. Die Göttin des Wohlstandes wird mit vielen Lichtern und Blumen ins Haus geleitet bis hin zum Altar, geschmückt mit besonderen Blumen, Reis, Wasser, Geldscheinen. Die Türen nach draußen bleiben offen, damit die Göttin in die Wohnung kommen kann. Die Menschen beten zur Göttin und bitten um ihren Segen, verbunden mit viel Wohlstand. Die Strassen sind in diesen Wochen oft sehr leer, wenige Taxis fahren, viele Läden sind geschlossen. Schöne Festwochen waren dies! Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Menschen in Nepal mit all den Widrigkeiten leben können, wie sie aber auch darunter zu leiden haben:

  • Elektrizitätsabschaltung 8 Stunden (zurzeit bis zu 12 Stunden) täglich
  • Wasserknappheit über mehrere Stunden (oft über Tage… zurzeit 3 Tage!)

Kultur und Musik finden trotz allem statt und nimmt in einigen Regionen sogar noch zu. So wurde in Patan eine Maskentanzgruppe nach 29 Jahren wieder neu gegründet. Aufführungen von kleinen Theatergruppen, Musikabende etc. finden statt. Lang vergessene Rituale werden hervorgeholt und dargeboten, auch in Bhaktapur. Ich war wieder sehr begeistert von dieser Stadt. Sie ist in so vielem noch authentisch geblieben, im Gegensatz zu Kathmandu: das Sieben des Korns mitten in der Stadt, die religiösen Riten im Morgengrauen und die Gesänge in der Nacht.

In dieser Stadt lebt auch Rabindra Puri, ein Architekt, der in Bremen studiert und dort die Homöopathie kennengelernt hat. Wir besuchten ihn in seinem Namuna Gar (Haus), das von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Toni Hagen, ein deutscher Geologe, hatte sich 1960 über ein Betonhaus mokiert, das das wunderbare Ensemble eines kleinen Platzes zerstöre. Dieses hat Rabindra Puri gekauft, den Beton abgeklopft, neues durch altes ersetzt. Und es ist eine Augenweide geworden! Herr Puri wohnt jetzt mit seiner Familie in seinem „Toni-Hagen-Haus“. Im obersten Stockwerk lebt die Witwe von Boris, dem berühmten Bar- und Restaurantbesitzer in den 70er Jahren! Herrn Puris homöopathische Klinik gibt kranken Menschen Hoffnung und Heilung, sein College ist im Aufbau und seine Handwerker-Schule gibt begabten Jungen und Mädchen eine Ausbildung.

Auf die Politik möchte ich gar nicht eingehen, ich müsste mich immer wiederholen. Es herrscht Stillstand und die Bevölkerung ist frustriert. Sie können die Nachrichten unter www.nepalnews.com aufrufen. Doch manchmal tut sich auch etwas: Eigeniniativen entstehen, auch Umweltprobleme, werden in Angriff genommen. Durch die vielen privaten Institute, Colleges etc. entstehen auch neue Berufe, in welchen es bisher keine Angebote gab: Homöopathie, Pharmazie, Computer, Musik, Flugbegleiter, Piloten, u.v.m. – alle auf einen internationalen Nenner gebracht, auch für Frauen. Die Lehrerausbildung soll sich verbessern. Es dürfen keine Lehrer mehr eingestellt werden, die nur das SLC haben. Die Mindestanforderung soll nun ein Bachelor-Abschluss sein. Die indische Gesellschaft lebt den Nepalesen vor, welche globale Chancen sie durch eine gute Ausbildung bekommen. Nepalesen, die ohne Ausbildung ins Ausland gehen, und das tun Tausende, werden oft ausgenutzt, vor allem die Frauen. 

Ich danke Ihnen allen für Ihre Hilfe und Unterstützung. Da mich drei Sponsoren leider verlassen haben, suche ich weitere – vielleicht gibt es ja in Ihren Kreisen noch jemand, der helfen möchte oder es gibt jemand, der auf Geburtstags- oder Party-Geschenke verzichtet und den Kindern in Nepal dadurch ein lang währendes Geschenk macht!

Mein Aufruf im Herbst 2010 war schon recht erfolgreich und ich Ihnen allen, die den Kindern so spontan geholfen haben! Jeder kleine Betrag hilft einem Kind zu einem besseren Leben! Auch danke ich für die Extra-Beträge, die ich für die Ausflüge und Einladungen der Kinder ausgeben konnte. Auch dies immer eine große Freude!

Ein großer Dank fliegt zu Ihnen mit einem herzlichen
Namaste
Ihre Gisela Stäbler


P.S. Ich fliege erst wieder im Frühjahr 2012 nach Nepal. Sie können mir jedoch bis Juni einen Brief für Ihr Patenkind zusenden. Herr Feiler wird ihn mitnehmen.